Ist das HAVARD Verhandlungskonzept gescheitert?

Post #08 vom 27.MAI.2025 HAVARD gescheitert?

Wir erleben aktuell den Versuch von President Donald Trump die HAVARD Universität und damit das gesamte System universitärer Unabhängigkeit und Freiheit amerikanischer Universitäten abzuschaffen bzw. zum Instrument seiner politischen Agenda zu machen. Wird das gelingen? Wir werden sehen. Heute ist das erste Hearing vor Gericht.

HAVARD University, genauer die HAVARD Law School ist weltbekannt für sein prinzipienbasiertes Verhandlungskonzept – in Deutschland bekannt als das HAVARD Konzept. Das Havard Konzept ist seit Mitte der 80ger Jahre der Goldstandard für jeden Verhandler. Jetzt muss sich zeigen, wie wirkmächtig das sogenannte Projekt on Negotiation wirklich ist. Erstmals muss HAVARD wirklich in eigener Sache verhandeln. Nachfolgend einige Ideen und Informationen dazu.

Meine Ausbildung in Verhandlungstechnik an der HAARD Law School begann mit der Aussage: “Nicht alles ist verhandelbar!”. Wir wissen nicht, ob die HAVARD University vor jeglichem Verhandlungsangebot diese Entscheidung getroffen hat. Die Geschwindigkeit mit der HAVARD vor Gericht gezogen ist, könnte ein Indiz dafür sein.

Das erste Prinzip des HAVARD Verhandlungskonzeptes lautet: Sache statt Person. Nicht einfach, besonders weil President Trump Sachverhalte immer persönlich nimmt und sie immer persönlich macht. 

Mit diesem Prinzip wird der Verhandler aufgefordert eine “workiing relationship” zu etablieren, eine Beziehung die auf gegenseitigem Respekt, Vertrauen basiert und zum Ziel hat ein gutes Ergebnis zu erzielen. Zur Erinnerung:  Ein gutes Ergebnis à la HAVARD ist

„ein Ergebnis, dass die legitimen Interessen beider Seiten weitestgehend erfüllt, widersprüchliche Interessen fair schlichtet, Bestand hat, effizient erreicht worden ist und die Beziehung verbessert”

Es könnte sein, dass bereits die Idee der “legitimen Interessen” in HAVARD verneint wurde. Auch die Ideen von Fairness und Bestand sind bisher keine Markenzeichen von President Trump. 

Nehmen wir für den Moment an,  die Verhandler aus HAVARD hätten entschieden sich auf Verhandlungen einzulassen. Dann wäre die nächste Frage die der BATNA. Die “Best Alternative to Negotiated Agreement“. Das ist die Alternative, die besser ist als das tatsächlich, oder erwartete maximal erzielbare Ergebnis der Verhandlung. Die BATNA wird in der Regel nicht zu Beginn auf den Tisch gelegt, sondern nur dann, wenn die Verhandlungen ernsthaft drohen zu scheitern. 

Vielleicht hat HAVARD mit der Entscheidung sofort Klage einzureichen, bereits seine BATNA gezogen. Wenn ja, wäre das einen interessanter Einblick in die angenommene Verhandlungsperspektive der Elite-Universität. Vielleicht ist es ja auch der Versuch eine “Working Relationship”  auf Augenhöhe mit President Trump zu etablieren. Aktuelle Erfolge der EU bzw. Chinas zeigen, dass dies genau so sein könnte. Wir wissen es nicht.

Wie schwach der stark ist  HAVARD. Kann die Universität den Entzug staatlicher Förderung, den potentiellen Entzug staatlicher Aufträge und möglicherweise den Entzug der Steuerfreiheit verkraften? Hier en paar Zahlen:

Das Stiftungsvermögen der HAVARD University betrug 2024 ca. 53 Mrd USD und wächst pro Jahr durchschnittlich um ca. 10%, in 2024 um ca. 2,5 Mrd USD. Dieser Zuwachs berücksichtigt bereits die Unterstützung der Universität 2024 mit ca. 2,4 Mrd USD. Dies entspricht etwas mehr als eine Drittel des Gesamtbudgets der Universität. Die Kriegskasse scheint reichlich gefüllt. 

Was wehtut ist das mögliche Ende der Vielfalt der Lehre an sich und der “Brain-drain”, wenn ausländische Studenten nicht mehr zugelassen würden.  Dies wurde zunächst einmal durch das Gericht untersagt. Auch die Steuerfreiheit würde vornehmlich die Studenten treffen.

Darüber hinaus die Frage, wie werden andere Universitäten reagieren, wenn HAVARD als die älteste und wohlhabendste Universität der USA diese feindliche Übernahme durch President Trump nicht verhindern kann.

Es bleibt spannend. Wir werden erleben, wie viel das HAVARD Verhandlungskonzept kann, wenn auf der anderen Seite jemand sitzt der “nicht mitspielt”. Die Ouvertüre ist öffentlich und wird vor Gericht gespielt. Das Ergebnis wird außerhalb des Gerichtes “verhandelt” werden.

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